kelten römer museum manching

Titel:
Neubau eines Archäologischen Museums

Auftraggeber Bauwerk:
Zweckverband Keltisch-Römisches- Archäologiemuseum

Auftraggeber Ausstellungsgestaltung:
Archäologische Staatsammlung München, Prof. Ludwig Wamser

Leistung:
Lph 1-9
Ausstellungsgestaltung

Ausführungszeit:
05.2004– 05.2006

Gesamtbaukosten:
€ 7.030.000,-

Kosten Ausstellung:

Mitarbeiter:
Markus Klein
Sibylle Staltmayr
Markus Seifert
Jan-Frederik Peters
Thomas Rückert

Ausstellungskonzept:
Prof. Dr. Rupert Gebhard
Dr. Steidl
Archäologische Staatssammlung München

Fotos:
Michael Heinrich, München

Publikationen (Auswahl):

  • „contemporary museums“
    Autor Christian Uffelen
    Braun Publishing 2010
  • „Ausstellen und Präsentieren“-
    Reihe „Im Detail“
    Edition DETAIL
    Birkhäuser 2009
  • „Schrein aus Beton und Glas“-
    Süddeutsche Zeitung, Bayern
    Manfred Hummel 119 / 2006
  • „Schweben über der Geschichte“
    Süddeutsche Zeitung, Feuilleton
    Dr. Harald Eggebrecht 132 / 2006

Ankommen

In eine andere Zeit tritt man nicht einfach über eine Schwelle. Insbesondere nicht, wenn der Ort für ein Museum keltischer und römischer Kultur zwischen zwei Gewässern liegt, von denen sich das eine, der Augrabenbach, bei Hochwasser in einen reißenden Fluß verwandelt.

Ein langsam ansteigender, über 80 Meter langer Steg überwindet die Flutmulde und schiebt sich zwischen das Museumsgebäude und den Auwald am Paarkanalufer.

Bewusst soll es einige Zeit dauern, bis das über dem Museumspark schwebende Eingangspodest erreicht ist. Spiegelungen und Reflexionen des Auwaldes überlagern sich in der Fassade mit den, dahinter sichtbaren Boden- und Deckenkonstruktionen des Gebäudes und – tiefer im Raum – dem Geschehen im Foyer.

Räumliche und zeitliche Distanz zum hier und jetzt hat sich aufgebaut.

Im 400 m2 großen, die ganze Raumtiefe einnehmenden Eingangsbereich präsentiert sich die Konzeption des Innenraumes:

Vorgespannte, unverkleidete Trogdeckenelemente überspannen stützenfrei das Geschoß. Den akustischen Anforderungen für die abtrennbaren Vortragssäle tragen naturfarbene, zwischen den Stegen der Deckenelemente abgehängte Filzelemente Rechnung.

Das „edle“ Material Ahornholz ist dem Ausbau des Foyers vorbehalten. Der unprätentiöse Materialkanon schafft einen zurückhaltenden Hintergrund für die Installationen und Exponate der Ausstellung.

Die segmentweise Organisation des Austellungsgeschosses lässt eine separate Zuschaltung von Sonder- und Dauerausstellung zum Foyer zu.

Auf der gegenüberliegenden Seite des Foyers befindet sich der Zugang zur Dauerausstellung, zeitfolgerichtig beginnend mit der keltischen Kultur.

Neben dem U-förmigen Kassenmöbel führt eine zweiläufige Treppe zu WC’s und Garderobe im Sockelgeschoß.

Ausstellung Kelten

Der mit 800 m2 größte Raum des Museums , wird durch die geschoßhohe Verglasung von Norden natürlich belichtet. Das präzise gerahmte Bild des Auwaldes setzt Exponate und Installationen in einen zeitneutralen aber lebendigen Kontext.

Die Organisation des Raumes ist mittels der Ausstellungseinbauten sofort erfassbar. Entlang der geschlossenen Wand der Südfassade führt eine Folge von fünf Hängevitrinen in die Tiefe und bildet zusammen mit den parallel dazu angeordneten Glashauben der Bodenvitrinen das Rückgrat der Ausstellung.

Davor gruppieren sich unterschiedlich inszenierte Stationen:

Einer der Höhepunkt der Ausstellung ist das „Kultbäumchen“ von Manching. Die Station, als Raum im Raum konzipiert, erzeugt durch die abstrakte Umsetzung als Laubkörper die verwunschene Atmosphäre einer Waldlichtung.

In die Kette der Bodenvitrinen integriert ist die Station des Goldschatzes. Der spiralförmige Vorhang leitet den Besucher in einen dunklen, geheimnisvollen Innenraum . Ein umlaufender Lichtstreifen lässt die Decke schweben, tief im Boden versenkt liegen die Goldmünzen.

Über die Reste des keltischen Oppidums wuchterte bereits Gras, als römische Truppen unweit entfernt das Kastell Oberstimm errichteten. Ein mächtiger Kubus schiebt sich als Zäsur des Rundgangs in den Raum.

Wiederum führt ein Steg in eine andere Zeit.

Ausstellung Römer

Auf eine Galerie betritt der Besucher den spektakulärsten Raum des Museums.

In der fast zehn Meter hohen Halle liegen die Wracks der Schiffe von Oberstimm.

Die im oberen Bereich geschlossenen Aussenwände konzentrieren den Blick auf die, die gesamte Raumtiefe durchmessenden Exponate

Über die Stege flankierende Treppen das Sockelgeschoß. Die Fassade öffnet sich auf allen Seiten nach außen. Die visuelle Einbeziehung der Umgebung folgt den weitestgehend erforschten Bezügen der römischen in die heutige Zeit.

Die untere Galerie bietet nochmals einen erhöhten Ausblick auf die Schiffe. Die um einen Meter abgesenkte Ausstellungsfläche der Schiffswracks wird über eine Rampe erschlossen. Auf einer filigranen Stahl- Holzkonstruktion montiert, scheinen die Schiffe über dem Kiesbett auf Wasserlinie zu schweben.

Zuletzt betritt der Besucher, vorbei an den Räumen des Museumspädagogischen Zentrums, den vom Eingangsgeschoß überdeckten Freibereich. Mit dem eingebauten Schöpfbrunnen und Flächen zum Experimentieren ist er als Teil des Museumsparkes frei durchwegbar.