Baugebiet WA4 – Paul-Gerhard-Allee

München
Geladener Realisierungswettbewerb

Titel:
Baugebiet WA4 – Paul-Gerhard-Allee München

Auftraggeber:
DEMOS Wohnbau GmbH

Leistung:
Geladener Realisierungswettbewerb

Ausführungszeit:
2019

Geschossfläche:
33.500 m2
398 WE

Landschaftsplanung:
michellerundschalk
München

Ort

Der Block WA 4 besetzt die Mitte des Quartiers. Er begrenzt räumlich den Berduxpark im Norden, den Quartiersplatz im Osten, zwei der drei südlichen Anger und die Schulanlage im Westen. Er ist einer der wenigen WA’s die ausschließlich an der Straße stehen, der Bus umfährt ihn an drei Seiten, vor dem Hochhaus ist die einzige quartiersinterne Bushaltestelle. Das Hochhaus markiert das Zentrum des Quartiers. Der Block verfügt über die längste ununterbrochene Außenabwicklung von nahezu 500 Metern und ist damit der größte allseitige umschlossene Block in München, sein Binnenraum mit 7000 m2 Größe – ohne Querriegel –der größte Münchner Wohnhof ohne Einbauten (zum Vergleich der Superblock am Frankfurter Ring 6.750 m2). Zwei Anger und der Berduxpark werden durch das WA4 in der Tiefe des Raumes abgeschlossen.

Städtebau / Figur

Die Höhenentwicklung und das Relief des Baukörpers reagieren auf die sequenziellen Wechsel von Bebauung und Freifläche auf den gegenüberliegenden Seite.Die hohen Gebäudeteile sind im Wesentlichen an den Anger- und Parkorientierten Lagen situiert, sodaß möglichst viele Wohnungen vom Vorzug dieser „Aussichtslagen“ profitieren. Zugleich ergab sich dabei eine die Ecken des Blocks (freilich asymmetrisch) betonende Baukörperkonfiguration. 1,5 bis 1,8 Meter tiefe Versprünge aus dem Strassenraum gliedern den Baukörper in der horizontalen. Bewusst werden die westlichen Ecken der Hermine-von-Parish-Strasse im Süden und der Berduxstrasse im Norden siebengeschossig ausgeprägt um den Eingang ins Kernquartier räumlich zu betonen. Als Konzession rückt die Fassade hier etwas zurück, sodaß begrünte Pufferzonen zu den Wohnungen entstehen. Wir sind vom „dualen“ Konzept „Wechsel aus dicht und weit“ der „Grundlagen“ überzeugt und verzichten deshalb auf die Ausbildung des Binnen-Querriegels. Es entstünden Hofgrößen und insbesondere Geometrien (Quadrat!) die der Morphologie des städtebaulichen Entwurfes und Idee nicht entsprechen. Können alle Flächen im Blockrand nachgewiesen und qualitätvoll untergebracht werden so werden zugleich Gürtelbebauung und Freiraum gestärkt. Vier zusätzliche Innenecken werden vermieden, gleichzeitig entfallen zusätzliche Investitionen wie Gründungen und Treppenhäuser). Weiterhin werden Feuerwehrzufahrten vermieden und damit die Versiegelung der Höfe minimiert.

Vernetzung_Passagen

Aufgrund seiner zentralen Lage und Situierung bzw. Orientierung im Quartier spielt die Vernetzung mit den benachbarten Quartieren und Freiräumen eine besondere Rolle. Großzügige Zugänge zum Hof sind so gesetzt, daß Beziehungen zu den Angern und zum Berduxpark aufgenommen werden. Die „möglichste großen Durchgänge“ aus den „Grundlagen Städtebau/Konzept“ von Palais Mai werden in den Aussenraum verlagert, sodaß die Durchgänge eine doppelte Funktion übernehmen: Wettergeschützt liegen sich je zwei Hauseingänge in den Durchgängen gegenüber. Diese städtischen Passagen sind Hauseingang, Treffpunkt, Durchgang, mit dem entsprechenden baulichen Elementen einer Bank ausgestattet auch Aufenthaltsraum, der nachbarschaftliche Beziehungen, das Miteinander im Quartier fördert. Durch diese Doppelfunktion können wertvolle Flächen strassen- und hofseitig als reiner Wohnraum genutzt werden. Freilich bleibt der Innenhof den „Grundlagen“ und der Blocktypologie folgend privater Raum, eine dosierte und dabei jederzeit steuerbare Belebung zu Tag und Nachtzeiten trägt in unseren Augen zur Qualität und Sicherheitsempfinden im Hof bei.

Adressierung_Passagen

Durch großzügige Passagen entsteht eine dem Stadtraum zugewandte Porosität, die die Ablesbarkeit der Stadthäuser klärt. Die „Adresse“ ist also der großzügige Hofzu- oder Durchgang, ein Motiv und Prinzip insbesondere des gründerzeitlichen verdichteten Wohnungbaus, das sich in entsprechenden (Münchner) Innenstadtvierteln immer wieder findet. Als Schwelle zwischen öffentlichem und privatem Raum dienten und dienen Durchgänge der effektiven und barrierefreien Erschließung des, oder hier der Treppenhäuser bei gleichzeitiger (kalter und damit wirtschaftlicher) Verbindung zu Hinterhäusern oder Höfen. Räumlich differenzierte Elemente und Zonen (Rampe, Treppe), dienen der funktionalen Nutzung, aber auch der Aufenthaltsqualität (Sitzbank, Aufweitung zum Hof). Es entsteht ein wie selbstverständlich gemeinschaftlich genutzter Zusatzraum. In den sieben Passagen sollen graphische Abbildungen (Mosaike) einer Outdoor-Galerie gleich an die Geschichte Pasings erinnern.

Erschliessung

 Alle Treppenhäuser der südlichen und nördlichen Bebauung werden über die Durchgänge erschlossen. Begleitend zum Treppenhaus sind Fahrrad- und Kinderwagenräume angelagert. Die EOF-Wohnungen werden aufgrund ihrer besonderen Lage ausschließlich über den Hof erschlossen, die Einheiten am Quartiersplatz von ebendort.Die real teilbare Tiefgarage hat ihre Zufahrt im Norden, die Ausfahrt befindet sich im Süden des Blocks. So wird die besondere Lage des Blockes mit der umlaufenden Strasse genutzt und ein großes kostenintensives Rampenbauwerk mit der entsprechenden Öffnung und Frequentierung vermieden. Der Großteil der Fahrradstellplätze (480 von 600) kann oberirdisch in den Erdgeschoßen der Häuser untergebracht werden, der Hof soll von Fahrradstellplätze weitgehend freigehalten werden, Ausnahme hier sind Besucherstellpätze. Die verbleibenden Fahrradstellplätze sind im Untergeschoß verortet, wo auch Räumlichkeiten für Cargo- und Familienräder vorgehalten werden.

Gestaltung und Gliederung

Die vertikale Gliederung der Hausgruppen ist im Hof klar wahrnehmbar und soll die gewünschte „lebendige Silhouette“ (Konzept) kreieren. Farblich sind diese Hausgruppen, das Hochhaus, die westlichen EOF-Wohnungen voneinander abgesetzt, sodaß über die Plastizität hinaus eine eindeutige Differenzierung gegeben ist. Horizontale Elemente stehen hier zurück. Die zweigeschossigen Passagen akzentuieren auch auf der nach Innen gewandten Hofseite den Eingang zu den jeweiligen Häusern. Die Loggien der Südspange zum Hof vermeiden den „Rückseitencharakter“ mit einer ausschließlichen Perforation durch Fenster. Der Sondertyp des Hochhauses versteht sich als „primus inter pares“, insoferne, dass er sich durch eine sehr rigide Fassadengestaltung und –porosität eigenständig zeigt. Arkaden im Erdgeschoß und vis-a-vis der Bushaltestelle sollen eine weit über den Jahresverlauf attraktive und nutzbare Zone schaffen, die die dauerhafte Ansiedlung von Kleingewerbe an diesem Mini-Hub unterstützt.